Nach ein paar Tagen zwischen Strand und Wueste bin ich ueber Santiago in einer Hafenstadt mit dem verfuehrerisch schoenen Namen Valparaíso gelandet. Die Meinungen ueber diesen Ort gehen stark auseinander, so mache ich mir selber ein Bild. Unten am Meer ist die Stadt echt uebel, aber das Charakteristische sind viele kleine, ineinander verschachtelte und bunte Haeuschen, die eng aneinander an steile Huegel gebaut und wirklich ganz nett sind. Das ganze wurde von Pablo Neruda inspiriert, dem Nationalstolz der Chilenen, der viele schoene Gedichte geschrieben hat und dafuer mit dem Literaturnobelpreis ausgezeichnet wurde und nebenbei hier ein Haus und es gerne bunt hatte. Hier eine kleine Kostprobe fuer alle, die Spanisch koennen:
Te recuerdo como eras en el último otoño
Eras la boina gris y el corazón en calma.
En tus ojos peleaban las llamas del crepúsculo
y las hojas caían en el agua de tu alma.
Apegada a mis brazos como una enredadera,
las hojas recogían tu voz lenta y en calma.
Hoguera de estupor en que mi ser ardía.
Dulce jacinto azul torcido sobre mi alma.
Siento viajar tus ojos y es distante el otoño:
boina gris, voz de Pájaro y corazón de casa
hacia donde emigraban mis profundos anhelos y
caían mis besos alegres como brasas.
Cielo desde un navío. Campo desde los cerros.
¡Tu recuerdo es de luz, de humo, de estanque en calma!
Más alla de tus ojos ardían los crepúsculos.
Hojas secas de otoño giraban en tu alma.
Die Stadt zu erkunden ist trotz meines vorherigen Hoehentrainings anstrengend, manche Teile sind so steil, dass sich neben der Strasse Treppen statt normalen Buergersteigen befinden. Hier oben sind ein paar Kopfsteinpflasterstraesschen, die mit netten Cafés gesaeumt sind, in denen es sich ganz gut aushalten laesst. Ausserdem habe ich eine total gemuetliche Unterkunft gefunden, in der es nette Leute, gutes Fruehstueck und kuschelige Daunendecken gibt.

Ansonsten bin ich ohne Mama, die mich ziemlich verwoehnt hat, wieder in den vollen Genuss des Globetrotterlebens gekommen. Da gibt es so ein paar Punkte wie nicht zu wissen, wo man schlafen wird, ob man wen treffen wird, den man seinen Schmarrn erzaehlen kann oder vielleicht eher stinkig-schnarchende Bloedtypen, mit denen man den Schlafsaal teilen muss, Flohverdacht in der Herberge, zur Not alleine zu essen, nicht zu wissen, wo man ueberhaupt hinwill und wenn man es weiss, nicht zu wissen, wie man dort hinkommt. Aber irgendwie fuegt sich dann doch immer alles ganz wunderbar und ich bin schnell wieder in den Reiseflow gekommen. Obwohl man sicher hoert, dass ich langsam keine Lust mehr habe. Es gibt sogar noch ein paar andere Reisende, aber wegen dem Ende der Saison und einer allgemeinen Reisemuedigkeit (viele sind wie ich schon seit Monaten unterwegs) immer weniger. Der Herbst ist voll im Anmarsch und es wird immer grauer, windiger und regnerischer. Der Strand ist tot und die Heimat ruft. Genau die richtige Zeit, um in Richtung Fruehling zu fliegen! Deshalb habe ich meinen Flug ein bisschen vorverschoben und komme nach einem Zwischenstopp in Buenos Aires puenktlich zum Ostereiereinsacken nach Hause, worauf ich mich schon monstermaessig freue. Meine Reise war wunderschoen und alle meine Erfahrungen immer gut, aber jetzt reicht es so langsam.