Donnerstag, April 05, 2007

Buenos Aires

Jetzt bin ich nach einem letzten Tag in Santiago in der letzten Stadt meiner Reise angekommen, und obwohl die sich alle Muehe gibt (vor meiner Ankunft hat es wohl eine ganze Woche lang ununterbrochen geregnet - jetzt scheint die Sonne), hab ich irgendwie keine Lust mehr. Es gibt hier noch ein bisschen Tango und schicke Kaffeehaeuser, in denen der Kaffee dank italienischem Einfluss auch wirklich lecker schmeckt. Und billiges Rinderfilet. Und Spareribs vom Rind statt vom Schwein. Ziemlich gross! Und es gibt die breiteste Strasse der Welt - das hat zumindest der Taxifahrer behauptet. Die hat 10 Spuren in jede Richtung. Passend zu dieser riesigen Stadt, in der man sich die Fuesse ganz schoen platt laufen kann. Und viele Argentinier laufen mit Thermoskanne und Matetee rum, der aus speziellen Bechern getrunken wird. Das ist ein richtiges Ritual. Einer ist der Einschenker, der fuellt den Becher immer wieder auf und reicht ihn dann gegen den Uhrzeigersinn weiter. Danke sagt man erst, wenn man nicht mehr will. Und dann haben die einen ganz eigenen Dialekt mit vielen Schs. Am Flughafen haette ich mich zuerst fast schlappgelacht, das klingt echt nett. Nur Hunde fehlen irgendwie, die gab es in Chile in Schaaren und man konnte an ihnen leicht den Zustand der jeweiligen Stadt ablesen. Hier haben sie Herrchen, die sich besser um sie kuemmern und werden von professionellen Gassigehern ausgefuehrt. Die sind dann oft gleich mit einem riesigen Rudel unterwegs.

Ansonsten bin ich mittlerweile fest davon ueberzeugt, dass das Schoenste am Verreisen das Heimkommen ist. Das ist auch ziemlich spannend. Mir fallen immer neue Sachen ein, auf die ich mich schon freue. Natuerlich am meissten auf meine Familie und Freunde, aber auch auf so Sachen, wie endlich wieder meinen eigenen Geruch annehmen zu koennen, Brezeln mit Butter zum Fruehstueck, den bayerischen Biergarten - vom Bier ganz zu schweigen, ein eigenes Bett, eine eigene Waschmaschine... Nicht mal die Aussicht auf einen 15-stuendigen Flug und einen halben Tag in Heathrow koennen meine Vorfreude daempfen. Die anderen Traveller meinen, das sei normal. Nur einer meinte, wenn ich in dem Tempo weitermache, dann brauche ich 3 Leben allein fuer Suedamerika. Da koennte er recht haben.

Aber auch in meinem Schneckentempo konnte ich feststellen, dass die Welt rund und bunt und gross und gut ist. Mit dieser Erkenntnis schliesse ich meinen Blog und bedanke mich fuer Eure Geduld, meinen ganzen Schmarrn zu lesen, fuer die vielen netten Kommentare, ueber die ich mich immer wahnsinnig gefreut habe (obwohl sich einige Mal eine Scheibe von meiner Mama abschneiden koennten) und fuer Euren emotionalen Support, der mich auf meiner Reise begleitet hat. Manchmal hat es richtig gutgetan, zu wissen, dass es Leute gibt, die an mich denken!

Mittwoch, März 28, 2007

Valparaíso

Nach ein paar Tagen zwischen Strand und Wueste bin ich ueber Santiago in einer Hafenstadt mit dem verfuehrerisch schoenen Namen Valparaíso gelandet. Die Meinungen ueber diesen Ort gehen stark auseinander, so mache ich mir selber ein Bild. Unten am Meer ist die Stadt echt uebel, aber das Charakteristische sind viele kleine, ineinander verschachtelte und bunte Haeuschen, die eng aneinander an steile Huegel gebaut und wirklich ganz nett sind. Das ganze wurde von Pablo Neruda inspiriert, dem Nationalstolz der Chilenen, der viele schoene Gedichte geschrieben hat und dafuer mit dem Literaturnobelpreis ausgezeichnet wurde und nebenbei hier ein Haus und es gerne bunt hatte. Hier eine kleine Kostprobe fuer alle, die Spanisch koennen:

Te recuerdo como eras en el último otoño

Eras la boina gris y el corazón en calma.
En tus ojos peleaban las llamas del crepúsculo
y las hojas caían en el agua de tu alma.

Apegada a mis brazos como una enredadera,
las hojas recogían tu voz lenta y en calma.
Hoguera de estupor en que mi ser ardía.
Dulce jacinto azul torcido sobre mi alma.

Siento viajar tus ojos y es distante el otoño:
boina gris, voz de Pájaro y corazón de casa
hacia donde emigraban mis profundos anhelos y
caían mis besos alegres como brasas.

Cielo desde un navío. Campo desde los cerros.
¡Tu recuerdo es de luz, de humo, de estanque en calma!

Más alla de tus ojos ardían los crepúsculos.
Hojas secas de otoño giraban en tu alma.

Die Stadt zu erkunden ist trotz meines vorherigen Hoehentrainings anstrengend, manche Teile sind so steil, dass sich neben der Strasse Treppen statt normalen Buergersteigen befinden. Hier oben sind ein paar Kopfsteinpflasterstraesschen, die mit netten Cafés gesaeumt sind, in denen es sich ganz gut aushalten laesst. Ausserdem habe ich eine total gemuetliche Unterkunft gefunden, in der es nette Leute, gutes Fruehstueck und kuschelige Daunendecken gibt.



Ansonsten bin ich ohne Mama, die mich ziemlich verwoehnt hat, wieder in den vollen Genuss des Globetrotterlebens gekommen. Da gibt es so ein paar Punkte wie nicht zu wissen, wo man schlafen wird, ob man wen treffen wird, den man seinen Schmarrn erzaehlen kann oder vielleicht eher stinkig-schnarchende Bloedtypen, mit denen man den Schlafsaal teilen muss, Flohverdacht in der Herberge, zur Not alleine zu essen, nicht zu wissen, wo man ueberhaupt hinwill und wenn man es weiss, nicht zu wissen, wie man dort hinkommt. Aber irgendwie fuegt sich dann doch immer alles ganz wunderbar und ich bin schnell wieder in den Reiseflow gekommen. Obwohl man sicher hoert, dass ich langsam keine Lust mehr habe. Es gibt sogar noch ein paar andere Reisende, aber wegen dem Ende der Saison und einer allgemeinen Reisemuedigkeit (viele sind wie ich schon seit Monaten unterwegs) immer weniger. Der Herbst ist voll im Anmarsch und es wird immer grauer, windiger und regnerischer. Der Strand ist tot und die Heimat ruft. Genau die richtige Zeit, um in Richtung Fruehling zu fliegen! Deshalb habe ich meinen Flug ein bisschen vorverschoben und komme nach einem Zwischenstopp in Buenos Aires puenktlich zum Ostereiereinsacken nach Hause, worauf ich mich schon monstermaessig freue. Meine Reise war wunderschoen und alle meine Erfahrungen immer gut, aber jetzt reicht es so langsam.

Samstag, März 24, 2007

Ojos del Salado - Mama's Version

Also, wir haben unseren Gipfel beide nicht erreicht, der Ojos ist mit seinen 6895 Metern wohl doch eine Nummer zu gross gewesen. Vielleicht war auch die Zeit zu knapp, wir wurden mit dem Wagen zuerst fuer 3 Tage auf 3800, dann fuer 2 Tage auf 4300, zum Schluss fuer 4 Tage auf 5200 Meter gekarrt, da hatte der Koerper kaum eine Chance, sich an die Monsterhoehe anzupassen. Eigentlich ging alles viel zu schnell! Ich denke, man braucht fuer diesen Riesen 3 Wochen. Zum Glueck hatten wir vorher wenigstens die Woche in San Pedro!



Der Ojos selber ist ein herrlicher Berg, der hoechste Vulkan der Erde, den wir von unserem basecamp aus lange bewundern und studieren konnten, ehe es ernst wurde. Da mussten wir zuerst all unser Geraffel, food and water and equipment, in eine Huette auf 5800 Metern schleppen, dann am naechsten Tag nochmal rauf und oben schlafen, bevor Kathrin und Carlos sich dann gegen 5 Uhr morgens mit ihren Stirnlampen bewaffnet und eingepackt bis zur Unkenntlichkeit, bei -12 Grad, aber mit guter Laune und Motivation auf den Weg gemacht haben, um den Gipfel zu stuermen. Ich habe schon vorher aufgegeben, weil ich die letzten beiden Eingehtouren nicht so gut verkraftet habe, zu viel crying misery ...



Ich hatte richtig Mitleid mit den beiden, als sie hinaus in die Nacht stapften und irgendwann in der Dunkelheit verschwanden, konnte mich dann aber nochmal fuer ein paar Stunden in meinen Schlafsack einmummeln und versuchen zu schlafen, und als ich gegen 9 Uhr aufwachte, war ich so aufgeregt, dass ich mein Herz im Ohrlaeppchen spuerte, mir war ploetzlich die Groesse dieses Unternehmens so bewusst. Die Eintraege im Huettenbuch taten ihr Uebriges, da war von Hirn- und Lungenoedemen die Rede, von eisigen Stuermen und Lawinenabgaengen. Ich wollte nur, dass die beiden heil da runter kommen!!!



Nach einem bescheidenen Fruehstueck von 3 Keksen und 2 Tassen Tee habe ich mich dann selber aufgemacht, um meinen eigenen Hoehenrekord zu knacken und bin eine knappe Stunde bergauf gekrochen und gekeucht, bis meine Uhr die magische Zahl von 6024 Hoehenmetern anzeigte, da war ich so stolz und zufrieden mit meiner Leistung, konnte mich auf einem Stein niederlassen, mich von der Sonne waermen lassen und immer und immer wieder zum Gletscher hinauf schauen und nach den beiden Ausschau halten. Ich konnte sie aber leider nicht sehen, obwohl der Gletscher und auch der Kraterrand zum Greifen nah schienen.

Irgendwann gegen 12.00 kamen die dann runter, froehlich und muede, waren bis zum Einstieg in den Gletscher auf 6360 Metern gekommen und dann haben die Kathrin wohl alle Kraefte verlassen. Aber sie sind mit wunderschoenen Ausblicken belohnt worden.

Bleiben werden Respekt, Sympathie und Freundschaft und die Erinnerung an etwas Grosses und Erhabenes. Und an diese ueberirdisch schoenen Landschaften, die Wueste, die Salzseen mit den vielen Flamingos, die Vulkane, die Ausblicke, die warmen Badetuempel an der Laguna Verde, die Farben, die Wolken, den Wahnsinns-Sternenhimmel mit dem Orion und dem Kreuz des Suedens ...