Donnerstag, Februar 22, 2007

Taranaki

Seit meinem letzten Eintrag bin ich etwas langsam gereist, deshalb habe ich so lange nichts mehr berichtet. Erst habe ich mal eine Pause von den Bergen gemacht und bin mit drei anderen Backpackern in einem Auto durch die Gegend gefahren. Das war erstens billiger als Bus und zweitens ziemlich lustig. Wir haben dann sogar die Badesaison eingelaeutet - obwohl ich mich etwas ueberwinden musste. Und ich war barfuss am Strand joggen, total schoen!

Und dann musste ich mich langsam auf die andere Insel durchschlagen. Das war ein Tag im Bus, ein Tag auf der Interislanderfaehre, ein Tag in Wellington und wieder ein Tag im Bus nach New Plymouth, das sich aeusserst gut als Basislager fuer den Taranaki eignet, ein ziemlich beeindruckender Vulkan, der im Film der letzte Samurai den Fuji gedoubled hat.



Ich hatte wahnsinnig Glueck mit dem Wetter, einen Tag vor meinem Aufstieg hat es mit 60 Stundenkilometern gewindet und einen Tag danach war es bewoelkt. Der Vulkan ist ein ziemlich steiler Zahn und der Aufstieg war nicht ohne. Der Abstieg irgendwie auch nicht. Erst ging es in einer Affenhitze mehrere Stufen hoch, dann ueber ein rutschiges Lavageroellfeld, ueber Felsbrocken und ein Schneefeld auf den Gipfel. Die Sache hat sich aber sehr gelohnt, die Aussicht war spitze!



Nach einem wohlverdienten Tag Pause und Vorbereitung bin ich das letzte Mal Trampen gegangen. Die Tour ging ueber den Fuss des Taranakis auf einen anderen Berg und zurueck und war sehr schoen. Ich war die ganze Zeit ueber den Wolken, die sich Nachts aufgeloest haben, so dass ich die Lichter der Stadt und das Meer sehen konnte.

Jetzt bin ich gerade dabei, meinen Rucksack auszusortieren (das Campingzeug brauche ich wohl erst mal nicht mehr) und noch ein bisschen zu organisieren, bevor es wieder Richtung Heimat und weiter nach Suedamerika geht. Ich bin total gespannt und freue mich sehr auf meine Mama, mit der es jetzt wegen drohenden Polarstuermen doch nicht auf den Aconcagua, sondern in die Atacamawueste und auf hohe Vulkane geht...

Donnerstag, Februar 08, 2007

Akaroa



Dass ich so lange nichts geschrieben habe, liegt an einer unglaublichen Schoenwetterphase. Ich dachte, ich warte mit dem Schreiben auf einen verregneten und langweiligen Tag, aber es sieht so aus, als koennte ich da lange warten! Die letzte Zeit war weder verregnet noch langweilig. Obwohl, am naechsten Tag von meinem letzten Eintrag hat es in Stroemen gegossen und ich musste Eisklettern gehen. Uah! Mir war es schon im Anmarsch auf den Gletscher derart ungemuetlich und nass und kalt, dass ich nur noch nach Hause in die Badewanne wollte. Eine Badewanne habe ich hier uebrigens noch nie gesehen. Hm. An der Eiswand wurde es mir dann kurz etwas waermer - das Eisklettern war aeusserst interessant. Man hat in den Haenden Eispickel und an den Schuhen Steigeisen mit Stahlstacheln und mit diesen Waffen ausgeruestet kann man dann abwechselnd mit dem Pickel hacken und mit den Fuessen kicken. Nach ein paar Metern waeren mir schon fast die Arme abgefallen! Ausserdem fand ich die Bewegungsablaeufe etwas aggressiv und konnte dem Eis nicht ganz vertrauen. Manchmal habe ich mich sicher gefuehlt und bin abgerutscht und manchmal total wackelig und es hat trotzdem gehalten. Ich denke, das war mein erstes und letztes Mal. Dafuer habe ich mit Freude feststellen koennen, dass sich meine Hoehenangst auf ein gesundes Mass reduziert hat.



Der Jugenherbergsmanager, der mir das Eisklettern verkauft hat, war nebenbei gerade dabei, seinen Kletterurlaub zu planen und hatte noch keinen Partner, so hat er mich kurzerhand eingepackt. Das war natuerlich ziemlich praktisch fuer mich, da ich so guenstig weiter nach Wanaka gekommen bin und gleichzeitig einen kostenlosen Kletterlehrer hatte. Der Weg von Franz Joseph nach Wanaka ist wohl einer der Top 10 Strassen der ganzen Welt! Und er war auch wirklich atemberaubend, obwohl ich die anderen Fahrten auch alle immer toll fand. Nach einem gemuetlichen Tag Fahrt hat es am naechsten Tag schon wieder geregnet und ich konnte das Klettern erst mal in der Halle ueben. Und das mit gescheitem Muskelkater an den seltsamsten Stellen. Zum Beispiel an der Unterseite der Unterarme oder unter den Achseln, wo ich nicht so viele Muskeln vermutet haette. Den restlichen Tag sind wir in vwerschiedenen Cafes abgehangen und ich durfte saemtlichen Klatsch und Tratsch aus dem Kaff kennenlernen. Da gibt es nur 4.000 Einwohner, das ist noch schlimmer als in Gauting ;-) Dafuer war ich mal nur mit Kiwis unterwegs und habe einen wertvollen Einblick in deren Denkweise und Lebensart gewonnen. Am naechsten Tag schien gluecklicherweise wieder die Sonne und wir sind raus in die Natur gefahren. Dort sah es genauso aus wie in Bayern im Sommer, sehr schoen! Ich konnte ein bisschen sichern und ein bisschen klettern und hatte oben eine super Aussicht auf den See und die umliegenden Berge, von denen ich einen am naechsten Tag, als ich wieder alleine war, bestiegen habe. Da oben hat es verrueckterweise tatsaechlich kurz geschneit! Das war wohl mein Winter, ausser, die beiden Maedels aus Muenchen, die ich neulich getroffen habe, haben Recht und der Winter kommt mit mir. Mal sehen.



Von Wanaka aus wollte ich eigentlich entweder in den Sueden, um den beruehmten Milford Sound zu besichtigen, oder zum Mount Cook, dem hoechsten Berg des Landes. In den Sueden wollte ich dann doch nicht, weil ich erstens nicht mehr so viel Zeit habe und eh noch mal wiederkommen muss und zweitens keine Lust, mit Hundert anderen zusammen im Bus rumgekarrt zu werden. Und der Berg war total ausgebucht. Ich muss wirklich noch mal wiederkommen! So bin ich zurueck in mein heiss geliebtes Christchurch gefahren und habe den Berg vom Busfenster aus bewundert. Der ist echt atemberaubend. Vor allem war noch ein weisstuerkieser Gletschersee davor, in dem sich der Berg gespiegelt hat. Manchmal ist die Natur hier so schoen, dass sie fast unwirklich erscheint. In Christchurch habe ich auf jeden Fall meinen Klosterbruder aus Thailand wiedergetroffen, was ich total gut fand. Endlich mal ein halbwegs bekanntes Gesicht! Es ist wirklich auf die Dauer anstrengend, jeden Tag neue Leute kennenzulernen. Aber der Christchurchkoller hat nicht lange auf sich warten lassen und so bin ich Richtung Osten auf die Banks Halbinsel gefluechtet, wo ich gerade immer noch bin.



Die ist schwer zu beschreiben, sie ist ziemlich rund und wurde durch 2 Vulkane geformt, so dass das Meer wie eine Zunge in die Mitte der Insel reicht und der Kraterrand wie ein Hufeisen zwischen dieser Zunge und dem Meer liegt. Hier bin ich dann mit meinem Tramping in die naechste Phase gegangen und habe gleich mal 2 Naechte, 2 Tage und 35 Kilometer gemacht. Und das mit einem Rucksack, der fuer eine Woche gepackt war ;-( Die Route ging von Akaroa, das an der Meereszunge liegt, ueber den Kratterrand zur Kueste, dann an der Kueste entlang und ueber den Kratterrand zurueck. Der Weg war so schoen, dass ich ihn leider nicht beschreiben kann. Aber ich habe mindestens 100 Fotos geschossen, von denen ich bald mal eins veroeffentlichen werde. Auf jeden Fall ist der Track privat und daher ziemlich luxurioes mit schoenen Huetten und man kann ihn in 2 oder in 4 Tagen gehen. Die anderen, die ihn in 2 Tagen gegangen sind, waren zwei 2 Maedels aus Israel, die total nett waren. Nachdem wir muehselig ueber den Kratterrand geschnauft sind und uns an die Kueste geschleppt haben, war es der Traum pur. Wir haben tatsaechlich Pinguine gesehen und Delphine und Seehunde mit ihren Babies. Und ganz viele Schafe! Meine Fuesse sind platt, aber jeder Schritt hat sich gelohnt!



So, jetzt habe ich langsam genug geschrieben, ich muss aber auf jeden Fall noch schnell mein anfaengliches Urteil ueber Neuseeland revidieren. Sobald man mal aus der Stadt raus ist und wenn es nicht gerade regnet, ist es hier das Paradies pur. Und ziemlich satt gruen und blau und weiss und frisch.