Sonntag, Dezember 03, 2006

Wat Tam Wua Forest Monastery


Hallo allerseits,

jetzt bin ich aus dem Kloster wieder draussen, leider noch nicht erleuchtet, aber ich hatte eine super interessante, schoene und lehrreiche Zeit, ueber die ich mal versuche, zu berichten. In der Zwischenzeit war ich heute schon in Myanmar zum Shoppen (da ist es noch billiger als hier) und habe jetzt einen Laden gefunden, in dem ich Mangoshake trinkend umsonst den Schleppi mit Internet benutzen darf. Das ist genau das richtige fuer lange Texte...

Mein erster Eindruck von dem Kloster war ganz anders, als ich mir das alles vorgestellt hatte. Auf den ersten Blick sah es naemlich so aus, wie ein Golfplatz! Dann kam auch direkt ein Ami angefahren und hat sich meiner angenommen, da die Moenche gerade einen Ausflug gemacht haben. Wir haben dann erst mal das selbe getan und ich konnte Abends die Moenche fragen, ob sie mich nehmen. War alles kein Problem und ich habe direkt die schoenste Teakhuette auf dem ganzen Gelaende zugewiesen bekommen.

Ich versuch mal, so einen typischen Tag im Kloster zu beschreiben: Morgens um 07.00 Uhr laeuten die Glocken, da ist es allerhoechste Zeit, schnell aus dem Bett zu springen. Das erste am Tag war dann ein Ritual, bei dem die Gaeste und Bewohner des Klosters den Moenchen jeweils einen Loeffel Reis in ihre Almosenschalen geben. Das passiert auf Knien, wie vieles. Daran musste ich mich erst mal gewoehnen. Danach gibt es Fruehstueck, meistens Reis mit irgendwas Scharfem. Die Kueche war total nett, naemlich einfach ein paar Feuerstellen im Freien, um die sich die Klosterkatzen gekuschelt haben.

Den Vormittag konnte man dann entweder selber gestalten, oder mit dem aeltesten Moench meditieren gehen. Der war total klasse und hat immer super Sachen mit uns gemacht. Meditieren in der Hoehle, vor einer Kerze, am Fluss, im Klostergarten barfuss ueber die Wiese laufen und aehnliches. Die Vormittage waren immer paradiesisch. Ich hab auch immer laengere Spaziergaenge in der atemberaubenden Umgebung eingelegt. Einmal habe ich dabei sogar eine grosse Affenfamilie getroffen, die Lianen hoch und runter geklettert ist. Wahnsinn! Was ich auch noch total schoen fand, war dass sich morgens nach einer langen und meisstens eiskalten Nacht so langsam der Nebel gelueftet hat und die Sonne durchgekommen ist.

Um 10.30 gab es dann auch schon Mittagessen, die letzte Mahlzeit am Tag, was mir ueberhaupt nicht schwer gefallen ist. Das war ziemlich interessant. Erst haben wir den Moenchen die Speisen gereicht, da sie sich nichts selber nehmen duerfen. Dann sassen die vor vollen Schalen, lecker duftend und warm, aber durfen nicht gleich essen. Daran musste ich mich auch erst mal gewoehnen, das ist ganz schoen hart! Vor diesen vollen Schalen hat dann der Boss eine Ansprache gehalten, meisstens ueber gefaehrliche Frauen in der Stadt, vor denen sich die Jungs hueten sollten, oder ueber den Tod, was mir immer gut gefallen hat, da der fuer die was besonders schoenes ist. Ueberhaupt sind im Buddhismus viele Dinge genau anders rum, als bei uns. Dann haben wir noch ein bisschen meditiert, wurden gesegnet und haben danach endlich gegessen.

Um 13.00 Uhr hatten wir Sitz-, Steh- und Gehmeditation mit zwei juengeren Moenchen, das war auch immer ganz gut. Danach hatten wir eigentlich frei bis abends um 18.00 Uhr, und ich hatte fast taeglich die Oberkrise. Ich weiss ueberhaupt nicht, woran das lag, vielleicht war der Himmel zu blau, der Wald zu gruen und mein Kopf zu aufgeraeumt und fast leer. Auf jeden Fall bin ich oefters mal schwermuetig geworden, hab mich zu meinem Meditationsbaum gesellt und ein bisschen rumgeheult. Anderen ging es uebrigens auch so. Sehr seltsam. Danach ging es mir aber immer wieder praechtig. Nachmittags habe ich gelesen, nachgedacht, Waesche gewaschen, ehrenamtliche Jobs erledigt (fegen, spuelen) oder war wieder unterwegs in der Natur.

Abends um 18.00 Uhr haben wir gesungen, auf Pali und auf Thai, meditiert, danach manchmal noch einen Tee mit den Moenchen getrunken und ueber den Sinn des Lebens oder den Buddhismus gesprochen. Danach war der Tag eigentlich zu Ende und ich bin meistens ab in die Heia.

Insgesammt war es so gut, dass ich gleich mal 2 Tage laenger geblieben bin. Mein Kopf ist jeden Tag leichter geworden, es war wie Urlaub vom Urlaub fuer Koerper, Geist und Seele. Manche Sachen waren auch schwierig, da ich sie echt nicht gewoehnt war. Beispielsweise musste man sich staendig verbeugen, entweder vor den Buddhastatuen oder vor den Moenchen und zu bestimmten Anlaessen auf Knien rumkrabbeln, da man nicht groesser sein darf, als sie. Ausserdem hatte ich es noch schwierig, weil ich eine Frau bin und die Moenche mir deshalb aus dem Weg gehen mussten und mich zum Beispiel nicht beruehren durfen und auch nicht mit mir reden, wenn keine anderen Leute dabei waren. Das war aber nicht so schlimm, da das eben hier so die Kultur ist. Ansonsten waren die Moenche immer gluecklich und haben versucht, uns auch gluecklich zu machen, was auch geklappt hat.

Das rauskommen war etwas seltsam, da ich irgendwie sensibler, bewusster und trotzdem irgendwie voll neben der Spur war. Mittlerweile bin ich aber wieder in der Welt angekommen und freu mich am reisen. Morgen fahr ich weiter Richtung Laos und dann freu ich mich auf die vielen Inseln und Straende im Sueden!

Ich wuensch Euch einen schoenen ersten Advent, hier fuehlt es sich nicht so weihnachtlich an, aber vielleicht zuende ich spaeter mal ein Raecherstaebchen an...

2 Kommentare:

Anonym hat gesagt…

Liebe Kathrin!
Mit Beglückung, Bewunderung, Stolz und Staunen haben wir über Deine "Klosterzeit" erfahren, wie Du mit Humor und Gefallen den skurrilen Tagesablauf und die teilweise exotischen Ereignisse schilderst.
Ja, es ist wahr: Reisen bildet!
Das ist in der Tat ein trivialer, aber inhaltsschwerer Zwei-Worte-Satz.
Wie der Körper in der Jugend und Reife vielfältige Nahrung braucht, so sind in der Zeit des Heranwachsens alle 5 Sinne besonders befähigt, dauernd eine Unmenge an Bildern, Tönen und anderen Reizen aufzunehmen, um sie dann zu verarbeiten, zu speichern und für die spätere Erinnerung zu konservieren.
Über die "Bildung" hat ein bekannter Politiker des vorigen Jahrhunderts - es war Mao - folgendes gesagt:
Zufriedenheit ist der Feind des Lernens. Wer lernen will, muss unzufrieden sein ... Darum seid unermüdlich im Lehren und unersättlich im Lernen ...
Deine Reise ist der Anstoß zur Intensivierung und Vertiefung Deiner Bildung, wie wir es bei der Bekanntgabe Deiner Reiseabsicht verstanden und begrüßt haben.
Nun sehen wir mit allergrößter Freude, dass Du bereits dabei bist, Dir einen unermesslichen Schatz an Erlebnissen und Erfahrungen anzusammeln und so im Frühjahr mit einer reichen Ernte zurückkehren wirst.
Wir hoffen inständig, dass Dir die Sicherheit, das Glück, Deine Gesundheit und Deine offensichtliche Reiselust bis zum Schluss erhalten bleiben und werden Dich weiterhin in Gedanken von Station zu Station begleiten.
In Liebe und mit allen guten Wünschen
Deine Omi und Opi

Anonym hat gesagt…

Hallo Kathrin!

Viel Glück auf Deiner Tour und nur die besten Wünsche aus dem fernen, fernen Würmtal!

Ferdi

:-)

P.S.: Stell doch mal ein "Alltagfoto" ein. Die tollen Landschaftsfotos wecken das Fernweh in mir!